Atlantischer Lachs

Wie die Menschen die Fische nutzen

Fische nutzt der Mensch schon seit langem. Er befischt sie, hält sie als Heimtiere oder als Studienobjekte. Die Intensität und das Ausmass der Nutzung hat aber in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen.

Fische sind weltweit die am stärksten genutzte Tiergruppe. Milliarden von ihnen leben in Aquarien in Privathaushalten und Zoos, werden in Laboren in Tierversuchen eingesetzt und in Aquakulturen gezüchtet und gemästet. Auch die Fischerei holt sie in riesigen Mengen aus den Meeren und Süssgewässern, insbesondere die industrielle Fischerei. 

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO veröffentlich jeweils die Zahlen zur Fischerei und Aquakultur. Da es sich bei der Produktion und dem Fang von Fischen um derart hohe Zahlen handelt, gibt die FAO die Mengen jeweils in Tonnen und nicht mit der Anzahl Individuen an wie bei den anderen Nutztieren. 2020 wurden 90 Millionen Tonnen Fische gefangen und 88 Millionen Tonnen Fische in Aquakulturen «produziert». 89 Prozent davon wurden für die menschliche Ernährung genutzt, während die restlichen 11 % hauptsächlich zu Fischmehl und -öl verarbeitet wurden. Der pro Kopf Verbrauch stieg von 9.9 Kilo im Jahr 1961 auf 20.2. Kilo im Jahr 2020. Die FAO erwartet, dass diese Zahlen bis 2030 um 14 Prozent zunehmen werden. Das sind enorme Zahlen. 

Rechnet man bei den Fischen die Tonnen, die jährlich gefangen und produziert werden, in Individuen um, ergibt das schätzungsweise zwischen einer bis zwei Billionen (1'000’000'000'000) Individuen, wobei der weitaus grösste Teil davon gefangene Wildfische betrifft. Nicht einberechnet sind in diesen Zahlen unter anderem die Individuen (insbesondere Haie und Rochen), die als Beifang gelten sowie Individuen, die für die Aquaristik gezüchtet und gefangen werden (Mood 2010, 2012, 2023, 2024). 

Die starke Nutzung von Fischen durch den Menschen umfasst auch den Umgang mit ihnen, der indessen oft wenig fischfreundlich ist. Noch immer wird Fischen oftmals ein bewusstes Empfinden von Schmerzen abgesprochen und dementsprechend werden sie behandelt. Die Bilder von Hochseetrawlern mit nach Luft schnappenden Fischen, denen die Schwimmblase herausquillt, oder Angler, die mit ihrem kapitalen, noch lebenden Fang stolz posieren, lösen meist wenig nachhaltige Empörung aus. Allmählich jedoch verstärkt sich die Kritik an solchen Handlungen. 

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Fischzuchtanlage in den Bergen
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Kreislaufanlage für Fischmast- und zucht
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Aquaponic-Versuchsanlage

In dieser extensiven Zucht in den Alpen leben Saiblinge. Der pro Kopfverbrauch von Speisefischen hat sich in der Schweiz innert 40 Jahren verdoppelt. In der Schweiz decken Fischzuchten nur einen kleinen Teil der Nachfrage ab. Auch weltweit steigt der Konsum von Fischen an. Damit einhergehend wurden die Haltungen immer intensiver und auf Massenproduktion ausgerichtet. 

In grossen Fischzuchtanlagen werden Tausende von Fischen gezüchtet und gemästet. Hier abgebildet ist die Anlage im Tropenhaus Frutigen, wo 80'000 Störe gehalten werden (Stand April 2024). Zum Vergleich: Bei Legehennen und Masthühnern ist eine maximale Anzahl von 18'000 Tieren erlaubt.

Aquaponik-Versuchsanlage. Bei Aquaponik wird Fisch- und Pflanzenzucht kombiniert. Die Fische werden in runden, dunklen Tanks gehalten. Das Fischwasser dient der Düngung. 

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Blick in ein marines Aquarium mit Haien
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Aquarium auf einem Tresen in einem Restaurant
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Laborhaltung für Fische

Zoo und grosse Aquarien halten oft sehr verschiedenste Fischarten, sowohl Süss- als aus Salzwasserarten. Dabei sind Haie besonders spektakulär.

Private Aquarienhaltung ist sehr verbreitet. Auch in Altersheimen, Wartezimmern oder Restaurants sind sie sehr beliebt. Der Standort dieses Aquariums auf dem Tresen ist denkbar ungünstig, da die Fische keinen Rückzugsraum haben und Lärm und Vibrationen ausgesetzt sind.

Laborfische wie Zebrafische (Danio rerio) werden meist in kleinen, 5 bis 10 Liter-Tanks ohne Einrichtung gehalten. Diese Haltung ist keineswegs artgerecht und verkennt, dass Fische mehr als nur sauberes Wasser brauchen.

Weitere Informationen

Tierschutz bei Speisefischen

fair-fish liefert alle relevanten Informationen in Zusammenhang mit Tierschutz beim Fischfang und bei der Zucht und Mast von Speisefischen. fair-fish betreibt zudem die fair-fish database. Die umfangreiche Datenbank stellt ethologisches Wissen über Fischarten, die in Aquakulturen gehalten werden, für die Praxis zur Verfügung.

Literatur

Mood, A., & Brooke, P. (2024). Estimating global numbers of fishes caught from the wild annually from 2000 to 2019. Animal Welfare, 33. (abstract)
Mood, A., Lara, E., Boyland, N. K., & Brooke, P. (2023). Estimating global numbers of farmed fishes killed for food annually from 1990 to 2019. Animal Welfare, 32. (abstract)
Mood, A., & Brooke, P. (2012). Estimating the number of farmed fish killed in global aquaculture each year. In fishcount.org.uk (S. 1-40).
Mood, A., & Brooke, P. (2010). Estimating the number of fish caught in global fishing each year. Fishcount..